11.12.25 –

In der heutigen Sitzung der Bezirksversammlung setzt die Koalition aus CDU, SPD und FDP mit einem kurzfristig eingebrachten Antrag eine etablierte Kulturinstitution massiv unter Druck: Der Willi-Bredel-Gesellschaft, die in Fuhlsbüttel, Ohlsdorf und Alsterdorf die Funktion einer Geschichtswerkstatt übernimmt, wird mit dem Verlust der institutionellen Förderung gedroht.

Wenn der Verein nicht bis Mitte kommenden Jahres einen „Weiterentwicklungsprozess ergebnisorientiert“ betreibt und sich zudem bereit erklärt, das Wirken seines Namensgebers kritisch zu hinterfragen, wird unverhohlen mit dem Verlust der Förderung ab 2027 gedroht. Auf dem Spiel stehen 33.880 Euro für Miete, Betriebskosten und Personal.

Isabel Permien, GRÜNE Sprecherin für Kulturpolitik erklärt dazu: „Dieser Beschluss ist empörend: Die konservativ dominierte Bezirkskoalition übt massiven Druck auf eine etablierte Organisation der Stadtteilkultur aus, um deren inhaltliche Neuausrichtung und eine ‚Aufarbeitung‘ des Wirkens ihres Namensgebers zu erzwingen - sonst gibt es halt kein Geld mehr vom Staat. Diese politische Einmischung in die inhaltliche Arbeit einer durchaus streitbaren Kulturorganisation wirft viele Fragen auf: 

    Welche inhaltliche Arbeit ist der aktuell herrschenden Koalition überhaupt genehm?
    Woran macht sie eine ihr passende ‚stadtteilorientierte‘ Geschichtsarbeit fest?
    Müssen bald auch andere Kulturinstitutionen mit Zwang rechnen, wenn sie Veranstaltungen planen, die nicht dem vermuteten Willen der Koalition entsprechen?

Eine Weiterentwicklung der Angebote einer Institution ist immer eine gute Idee. Aber so wie hier – hopplahopp, ohne auch nur eine Reaktion  auf die erst kürzlich erhobene Forderung nach Weiterentwicklung abzuwarten – das beschädigt das Vertrauen in eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Politik und Kultur zum Wohle der Stadtteile.

Es ist nicht die Aufgabe von Kultur, der Politik zu gefallen! Wir werden uns immer dafür stark machen, dass Kulturschaffende frei und unabhängig wirken können - auch als Korrektiv für die Politik, und gerade dann, wenn sie unbequem sind.“

Timo B. Kranz, GRÜNER Fraktionsvorsitzender, ergänzt:  „Der Antrag der CDU ist nicht überraschend, liegt er doch auf einer Linie mit der Politik von Wolfram Weimer und Julia Klöckner. Erschreckend ist, dass sich die SPD hier zum willfährigen Erfüllungsgehilfen des Kulturkampfes von Rechts-Oben macht.
Über Jahre wurde die ‚Willi-Bredel-Gesellschaft-Geschichtswerkstatt e.V.‘ nicht nur institutionell gefördert, sondern besonders von der SPD sehr gelobt. In der KoKo, der konservativen Koalition, bleibt von dieser Haltung nun absolut nichts mehr übrig. Wo bleibt da die liberale Sichtweise einer FDP? Wo die progressive Haltung der SPD?

In den letzten zehn Jahren der GRÜN-Roten Zusammenarbeit hat sich die SPD nie kritisch zu Willi Bredel geäußert, im Gegenteil: Führende Sozialdemokraten wie Finanzsenator Andreas Dressel [1] und Ex-MdB Dorothee Martin [2] haben gerne medienwirksam Fotos mit den ehrenamtlich Engagierten der Willi-Bredel-Gesellschaft gemacht. Wenn es dem eigenen Ansehen nützt, scheint der Name des Vereins keine Rolle zu spielen. Nun aber zeigt sich: Auf die Unterstützung der SPD können sich die Ehrenamtlichen nicht verlassen.“

Hintergrund
[1] Zwei Förderungen für Fuhlsbüttel: Sanierung der Zwangsarbeiterbaracken und Entwicklung des Quartiers Santa Fu
[2] Willi-Bredel-Gesellschaft - Geschichtswerkstatt e.V. (ab S. 55)

Anlage
•    Antrag der CDU-SPD-FDP-Koalition
•    Foto Isabel Permien (Henning Angerer)

Fotos sind kostenfrei verwendbar bei Nennung der Urheberin und im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die GRÜNEN.