Tschüss Hindenburg: Straße umbenennen – Ehrenbürgerwürde aberkennen

Nach übereinstimmenden Informationen aus verschiedenen Quellen hat sich der Senat in seiner Vorbesprechung am Dienstag mit der Umbenennung der Hindenburgstraße befasst und sich gegen den Vorschlag ausgesprochen. In der Bezirksversammlung Nord haben sich nach einem entsprechenden Antrag der GRÜNEN auch die Fraktionen von SPD, FDP und Die Linke dafür ausgesprochen, der Hindenburgstraße einen neuen Namen zu geben. Eine Beschlussfassung ist dort für den 14. Februar vorgesehen. Die GRÜNEN fordern auch die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Hindenburgs.

Michael Werner-Boelz, Initiator der Debatte um Hindenburg und Vorsitzender der GRÜNEN Bezirksfraktion Hamburg-Nord, erklärt: „Sollten unsere Informationen stimmen, hätte die SPD ein Problem. Zum einen ignoriert der Senat den politischen Willen des SPD-geführten Bezirks Nord. Und zum anderen huldigt die Landes-SPD mit ihrer Haltung auch weiterhin einer Reizfigur der deutschen Geschichte, von der sich immer mehr Städte und Gemeinden verabschieden. Die neuere Forschung zu Hindenburg belegt eindeutig, dass der Reichspräsident spätestens ab den 30er Jahren zu dem Personenkreis gehörte, der maßgeblich dafür sorgte, dass die Weimarer Republik scheiterte. Mit Hitler -den er zum Reichskanzler machte- verband ihn das Streben nach nationaler Vergemeinschaftung. Gerade die Sozialdemokraten haben unter Hindenburgs fataler Entscheidung gelitten.“

Katharina Fegebank, Sprecherin der GRÜNEN Bürgerschaftsfraktion für Europa und Internationales, erklärt: „Ehrungen der Stadt -sei es durch Straßenbenennungen oder durch die Übertragung von Ehrenbürgerschaften- stehen auch für das politisch-moralische Wertefundament einer Gesellschaft. Im Laufe der Zeit kann sich diese Betrachtung wandeln. Ich begreife nicht, warum Hindenburg heute noch das Wertefundament unserer Stadt repräsentieren soll. Niemand hätte einen Schaden davon, wenn Hamburg ihn einfach aus der Liste der Ehrenbürger streicht.

In den Geschichtsbüchern wird der Umstand auch nicht getilgt. Im Gegenteil: Es wird dokumentiert, dass wir heute in einer offenen und demokratischen Gesellschaft leben, die nicht mehr Monarchisten und Militaristen huldigen muss. Hindenburg hat vor 80 Jahren Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Er wurde damit zum Steigbügelhalter der NS-Diktatur. Dieser Mann war ein Militarist und erklärter Antidemokrat.“

Die GRÜNEN haben heute unter dem Titel „Tschüss Hindenburg“ eine Facebook-Seite eröffnet und hoffen auf eine spannende Diskussion. Die GRÜNEN planen derzeit außerdem eine Veranstaltung mit Historikern, um die Rolle Hindenburg kritisch zu hinterfragen.

 

Hintergrund

Städte wie Münster, Schleswig oder Voerde haben bereits Straßen und Plätze, die nach Hindenburg benannt waren, umbenannt. In Kiel und Lübeck läuft aktuell eine Debatte darüber. Die Stadt Stuttgart hatte Hindenburg im Jahr 2010 die Ehrenbürgerschaft entzogen. Gegen diesen Beschluss gab es nur eine Gegenstimme - von den Republikanern.  Die GRÜNE haben in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord einen Antrag eingereicht, die Hindenburgstraße umzubenennen. Im Rahmen der Debatte haben auch SPD, FDP und Die Linke ihre Zustimmung signalisiert. Eine Abstimmung ist für den 14. Februar auf der Tagesordnung. Der Beschluss eines Bezirks muss in diesem Fall vom Senat bestätigt werden. Die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde wäre ebenfalls eine Entscheidung des Senats.

Die GRÜNEN in Hamburg-Nord haben damit eine bundesweite Debatte um die Person Hindenburg aufgegriffen, die insbesondere durch die monumentale Biografie von Wolfram Pyta, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart und Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg, ausgelöst wurde. In seinem Werk „Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler“ kommt Pyta zu folgendem Schluss: „Diese gezielte Reduzierung Hindenburgs auf die Gestalt eines hünenhaften Weltkriegsheros darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hindenburg von 1914/15 bis 1933 als stärkste symbolische Expression des Dranges nach nationaler Vergemeinschaftung gewirkt und aus dieser Zuschreibung politische Herrschaftsansprüche abgeleitet hat.“


Pressemitteilung als pdf
Antrag der GRÜNEN vom 17.1.13

Foto: Hindenburgstraße
Foto der Bürgerschaftsabgeordneten Katharina Fegebank (GRÜNE Bürgerschaftsfraktion)

Foto des Fraktionsvorsitzenden Michael Werner-Boelz (GRÜNE Nord)



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