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Am 10. Februar 2024 fand im SOS- Familienzentrum Dulsberg der „Runde Tisch Integration in Hamburg-Nord“ statt. Dr. Anıl Kaputanoğlu, unser Sprecher für Integration und Geflüchtete, war für uns dabei und teilt hier seine Eindrücke:
Der „Runde Tisch“ richtet sich an alle Menschen mit Migrationsgeschichte, Initiativen und Vereine, die sich für Integration, interkulturelle Öffnung und die Belange der Communitys im Bezirk einsetzen. Auch interessierte Bürger*innen sind immer herzlich willkommen.
An diesem Nachmittag waren fast 30 Interessierte und Ehrenamtliche aus Vereinen sowie im Migrationsbereich hauptberuflich Tätige anwesend.
Zunächst berichtet Nissar Gardi, die Leiterin der Beratungsstelle „Empower“, über ihre Arbeit. Die Beratungsstelle hat ihren Sitz in St. Georg. Dort werden Betroffene von rassistischer, rechter und antisemitischer Gewalt, deren Angehörige und Freund*innen sowie Zeug*innen beraten und unterstützt. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht ausschließlich die Perspektive der Betroffenen. Die Beratungsstelle wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“ von Bund und Land gefördert. Das Angebot ist mehrsprachig und kostenlos.
Frau Gardi berichtet von den Belastungen, denen Betroffene oft ausgesetzt sind und von der Erfahrung von Ohnmacht, Wut und Angst nach Gewalterlebnissen. Meist sind die Betroffenen hilflos. Die Beratungsstelle gibt hier individuell emotionale Unterstützung, vermittelt ärztliche und therapeutische Angebote. Auch begleiten die Mitarbeiter*innen die Betroffenen zu Behörden oder zur Polizei. Denn häufig haben die Opfer große Hemmungen, die Täter*innen anzuzeigen.
Die Beratungsstelle „Empower“ hat für das Jahr 2023 über 700 Vorfälle in Hamburg dokumentiert, davon allein 91 in Barmbek. Von den betreuten Vorfällen in Barmbek konnte etwa die Hälfte zur Anzeige gebracht werden. Nach Ansicht von Frau Gardi zeigt diese Zahl den Erfolg einer unterstützenden Beratung und Stabilisierung der Betroffenen.
Frau Gardi berichtet weiter, dass der Schutz der Opfer nicht immer gewährleistet sei, da Betroffene nicht ernst genommen würden und manche Polizist*innen es mitunter ablehnten, Anzeigen aufzunehmen. Es fehle eine grundsätzliche Sensibilität gegenüber den Betroffenen. Die Dunkelziffer sei sehr hoch. Die Tätigkeit von „Empower“ wird deshalb von der Polizeiführung unterstützt.
Auch die Teilnehmenden des Runden Tisches berichten von Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen. In der Gesprächsrunde waren viele davon überzeugt, dass die Arbeit von „Empower“ dauerhaft bestehen sollte. Eine langfristige institutionalisierte Beratung hamburgweit – über das Förderungszeitraum von 2-3 Jahren hinaus – ist erwünscht. Frau Gardi verwies dabei auch auf die von der Sozialbehörde geförderte Antidiskriminierungsberatung im Projekt „amira“ von Basis und Woge, die in St. Georg sehr gute Arbeit leiste. Dieser Träger ist eine Anlaufstelle für ganz Hamburg.
Außerdem wurde empfohlen, dass sich die Beratungsstelle in Hamburg-Nord mehr in den Communitys, bei Initiativen und auch in der Bezirkspolitik bekannt macht.
Ergänzend wird dann von dem Modellprojekt „Zivilgesellschaft und Polizei“ berichtet. Bei diesem Projekt wird das Polizeikommissariat in Barmbek von Politikwissenschaftler Daniel Bernhardt wissenschaftlich und fachlich begleitet. Ziel ist es, das Personal rassismuskritisch zu schulen und zu sensibilisieren. Das Polizeikommissariat 31 dient bei diesem Modellprojekt zugleich als Beschwerdestelle für Betroffene bei Rassimusvorfällen durch Polizist*innen. Wichtig ist, die Barrieren zwischen Polizei und Zivilgesellschaft sowie den Betroffenen abzubauen und gegenseitiges Vertrauen zu gewinnen.
Von der Gesprächsrunde wurde angemerkt, dass das Polizeikommissariat 31 mehr in Kontakt mit der Zivilgesellschaft treten sollte, um Skepsis und Scheu von Menschen aus den Communitys gegenüber der Polizei abzubauen. Kritisch wurde auch angesehen, dass die Beschwerdestelle nicht unabhängig bleibe, solange sie bei der Polizei sei.
Als ein weiterer Gast ist Mathias Brandtmann, der Bereichsleiter der Jugendberufsagentur in Hamburg-Nord, anwesend. Er berichtet über „Veränderungen bei der Integration von geflüchteten Menschen auf dem Arbeitsmarkt“. Er macht vor allem auf das von Bundesregierung und Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Herbst 2023 gestartete Maßnahmenpaket des Job-Turbo aufmerksam. In dessen Rahmen können vor allem Geflüchtete mit individueller Unterstützung durch Berater*innen des Job-Centers einen schnelleren Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Durch gezieltere Sprachförderung, Arbeitsvermittlung sowie Qualifizierung bieten sich Chancen, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. So ist es möglich, verstärkt auch Geflüchtete mit geringen Sprachkenntnissen zu beschäftigen und berufsbegleitend zu qualifizieren. Eine Besonderheit des Job-Turbo ist dabei, die berufliche Integration in Zusammenarbeit mit den Arbeitgeber*innen flexibel zu gestalten.
Der Runde Tisch bot auch diesmal den Teilnehmenden viel Gelegenheit, sich in der Pause auch außerhalb der Tagesordnung auszutauschen. Er findet ein paar Mal im Jahr statt. Der nächste Termin steht noch nicht fest.
Dr. Anıl Kaputanoğlu
Abgeordneter der Bezirksversammlung Hamburg-Nord
Sprecher der Fraktion für Integration und Geflüchtete
Kategorie
Fraktion | Geflüchtete | Integration | News | Soziales
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