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11.02.22 –
Vor 150 Jahren wurde Amelie Ruths geboren. Die Hamburger Malerin war über die Stadtgrenzen hinaus für ihre Werke bekannt. Und doch teilt sie ein Schicksal mit vielen Frauen ihrer Zeit: Sie steht im Schatten eines ebenfalls bekannten männlichen Verwandten. Der zuständige Regionalausschuss (BUHD) hat auf Antrag von GRÜNEN und SPD beschlossen, Frauen wie Amelie Ruths mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Auf seinen Beschluss hin werden jetzt drei Straßen in Barmbek eine weitere Namensgeberin zugeordnet. Entsprechende Erklärungstafeln werden ergänzt.
Mit dem Beschluss wird ebenfalls angeregt, künftig beispielsweise über QR-Codes, die an den Straßenschildern befestigt werden, weitere Informationen zu den namensgebenden Persönlichkeiten leichter abrufbar zu machen.
Beate Seelis (GRÜNE), Mitglied im Regionalausschuss: „Der Anteil der weiblichen Straßennamen liegt in Hamburg bei gerade einmal 17 Prozent. Die gesellschaftliche Leistung von bedeutenden Frauen wird bis heute viel zu wenig gewürdigt. Vor allem Künstlerinnen erfahren deutlich weniger öffentliche Anerkennung als ihre ebenfalls bedeutenden männlichen Verwandten. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir mit diesem Beschluss einer Bürger*innen-Eingabe folgen und damit erneut drei wichtige Frauen stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.“
Rüdiger Wendt (SPD), Sprecher im Regionalausschuss: „Historisch gesehen ist es keine Seltenheit, dass hinter dem Erfolg vieler bekannter Männer Frauen aus der Familie stehen, deren Werke aber gar nicht oder weniger gewürdigt werden. Es ist wichtig, die Denkweise zu ändern, dass wir nicht nur oder zuerst an Männer denken, wenn es um Kunst geht. Frauen aus Künstlerfamilien verdienen die gleiche gesellschaftliche Anerkennung und deshalb freue ich mich sehr, dass wir drei talentierte Frauen aus dem Schatten ihrer männlichen Familienmitglieder ins Licht rücken können.“
Eine zusätzliche Namensgeberin erhalten die folgenden Straßen:
Ruthsweg
Amelie Ruths (1871-1956) war die Nichte des Landschaftsmalers Valentin Ruths. Nach einer Ausbildung zur Zeichenlehrerin arbeitete sie an verschiedenen öffentlichen und privaten Schulen. Ermutigt durch eine erfolgreiche Ausstellung im Hamburger Kunstverein setzte sie ihre Ausbildung zur Malerin in Hamburg und Belgien fort. Ihr Hauptmotiv war die norddeutsche Landschaft, insbesondere die Halligen. Sie war seit 1910 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. Einige ihrer Werke sind heute in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt.
Stockhausenstraße
Margarethe Stockhausen (1803-1877) war nicht nur die Mutter des Sängers und Dirigenten Julius Stockhausen, sie war selbst eine begnadete Sopranistin. In Paris ausgebildet, erreichte sie nach der Geburt des Sohnes ihren musikalischen Durchbruch mit Schweizerliedern. Sie bekam noch fünf weitere Kinder, was sie jedoch nicht davon abhielt, ihre Konzerttourneen durch Europa fortzusetzen.
Spohrstraße
Seinen Erfolg hatte der Komponist Louis Spohr zu nicht unwesentlichen Teilen seiner Frau Dorette Spohr (1787-1834) zu verdanken. Die bedeutendste Harfenistin des frühen 19. Jahrhunderts begleitete ihren Ehemann auf seinen Konzerten und hat sein kompositorisches Schaffen stark beeinflusst. Ihre Solo-Karriere gab sie zugunsten der Familie und der Unterstützung ihres Mannes auf seinen Konzertreisen auf.
Beschlossener Antrag: sitzungsdienst-hamburg-nord.hamburg.de/bi/vo020.asp
Bürger*innen-Eingabe mit näheren Informationen zu den drei Frauen: sitzungsdienst-hamburg-nord.hamburg.de/bi/vo020.asp
Foto: Beate Seelis (GRÜNE) und Rüdiger Wendt (SPD) mit einem Foto von Amelie Ruths am Ruthsweg in Barmbek (Reiffert/GRÜNE Fraktion Nord)
Foto: Amelie Ruths (aus Henny Wiepking: Uhlenhorst in vier Jahrhunderten, Hamburg, o.J., S.96)
Foto: Dorette Spohr, Gemälde von Carl Gottlob Schmeidler (Public Domain, via Wikimedia Commons)
Fotos sind kostenfrei verwendbar bei Nennung der Urheberin und im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die GRÜNEN/die SPD.
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