BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

GRÜNE Hamburg‑Nord

GAL-Anfrage: Zur Situation obdachloser Frauen in Hamburg-Nord

An den Vorsitzenden
der Bezirksversammlung Hamburg-Nord

 

 

Große Anfrage
Zur Situation obdachloser Frauen in Hamburg-Nord

 

 

Am 23.08.2006 hat sich der Sozialausschuss der Bezirksversammlung Nord mit dem Thema Wohnungslosenhilfe befasst. Dabei kam zur Sprache, dass ca. 30 % der Wohnungslosen Frauen sind. Fachleute berichten, dass Frauen auffallend häufiger mit psychischer Desorientierung auf Obdachlosigkeit reagieren als Männer.

Möglicherweise existiert hier eine „Lücke“ im Hilfsangebot, da die bezirklichen Beratungsstellen für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten auf diese Proble­matik nicht ausreichend eingerichtet sind und der sozialpsychiatrische Dienst auf Akut-Kranke eingestellt ist.

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir:

 

  1. Wie viele Frauen sind in Hamburg-Nord von Obdachlosigkeit betroffen?
  2. Welche Einrichtungen in Hamburg-Nord (staatlich oder von Freien Trägern getragen), sind in der Lage, auf die spezielle Problematik von obdachlosen Frauen einzugehen?
  3. Gibt es Schlafplätze/betreute Wohnungen oder ähnliches, die diesen Frauen ein ihrer Situation angemessenes Umfeld bieten?
    1. Wenn ja, welche und wie wird das Kriterium der „Angemessenheit“ erfüllt?
  4. Gibt es Einrichtungen, in denen obdachlose Frauen mit psychischen Problemen Hilfe finden?
    1. Wenn ja: welche und welche Art von Hilfe wird dort angeboten?
  5. Wieviele der obdachlosen Frauen haben Kinder und welche Hilfen werden in diesen Fällen angeboten?
  6. Gibt es Erkenntnisse darüber, in welchem Umfang das vorhandene Hilfsangebot von den Betroffenen genutzt wird?
  7. Sieht das Bezirksamt eine „Lücke“ im Hilfsangebot für obdachlose und von psychischer Verelendung bedrohte Frauen?

 

 

Holger Koslowski

Ulrike Sparr

 

*******************************************

 

Bezirksamt Hamburg-Nord

Den 28.02.2007

 

A N T W O R T

 

a u f  d i e

 

Große Anfrage Nr. 1/07

 

Fragesteller:    GAL-Fraktion

 

Betr.: Zur Situation obdachloser Frauen in Hamburg-Nord
 

Das Bezirksamt beantwortet die Große Anfrage wie folgt:

 

Zu 1:

Eine Erhebung von im Bezirk Hamburg-Nord lebenden und von  Obdachlosigkeit betroffenen Frauen wird nicht geführt. Dies ist aufgrund von ständig wechselnden Aufenthaltsorten der Frauen über die Bezirksgrenzen hinweg auch nicht durchführbar.

 

Zu 2:

Beratungsstelle Barmbek

Träger: Ambulante Hilfe e.V.

Poppenhusenstr. 1, 22305 Hamburg

 

Zu 3:

Im Rahmen des Winternotprogramms vom 01.11.06 – 31.03.07:

10 Plätze für Frauen auf dem Gelände der Hochschule für angewandte Wissenschaften

Saarlandstr. 30, 22303 Hamburg

 

Rund 100 Plätze für Frauen und Männer

Wohnunterkunft fördern & wohnen

Sportallee 70, 22335 Hamburg

 

Ganzjährig:

Übernachtungsstätte Frauenzimmer

Träger: fördern & wohnen 

Je 20 Plätze für Frauen-Übernachtung und für das Frauen-Wohnen

Das Übernachtungsangebot besteht auch für Frauen mit Kindern

Hinrichsenstr. 4a, 20535 Hamburg

 

Wohnunterkünfte für Frauen:

Träger: fördern & wohnen

36 Plätze

Fiersbarg 8, 22397 Hamburg

50 Plätze 

Notkestr. 105 a, 22607 Hamburg

 

In den Übernachtungsstätten im Rahmen des Winternotprogramms, der Übernachtungsstätte Frauenzimmer und den Frauen-Unterkünften steht den obdachlosen Frauen regelmäßig Beratung und Hilfe durch das Sozialmanagement von fördern & wohnen zur Verfügung. Bei Bedarf werden die Frauen an weitergehende Beratungs- und Hilfeeinrichtungen vermittelt.

 

- 2 -

 

Zu 4:

Sozialpsychiatrischer Dienst des Fachamts Gesundheit des

Bezirksamts Hamburg-Nord,

Kümmellstr.  7, 20249 Hamburg

 

Der Sozialpsychiatrische Dienst ist ausdrücklich nicht nur auf akut erkrankte Menschen, sondern besonders auch auf Menschen mit einer chronischen seelischen

Erkrankung eingestellt und hält für diese Menschen geeignete Beratungsangebote vor; hierzu gehört die Vermittlung in Behandlung, Therapie und andere

weiterführende Hilfen. Der Sozialpsychiatrische Dienst beteiligt sich u.a. an der überbezirklichen Arbeitsgruppe „Wohnungslos und psychisch krank“, um sich nach Möglichkeit auf die besonderen Bedürfnisse wohnungsloser Menschen einstellen zu können. Der Sozialpsychiatrische Dienst kann - sofern gewünscht und sinnvoll - rein weibliche Teams aus Sozialarbeiterin und Ärztin, ggf. auch Psychologin (z.B. für traumatisierte Frauen) zur Verfügung stellen. Der Sozialpsychiatrische Dienst arbeitet niedrigschwellig, u.a. indem er Menschen vor Ort aufsucht. Dies gilt auch für wohnungslose Menschen, sofern diese sich im Bezirk Hamburg-Nord aufhalten.

 

Zu 5:

Eine quantitative Erfassung im Sinne der Fragestellung liegt dem Fachamt Jugend- und Familienhilfe nicht vor.

Aktuelle Einzelfälle der angesprochenen Problematik sind nicht bekannt.

Die Unterstützungsmöglichkeiten des Jugendamtes bestehen grundsätzlich in der Sozial- und Erziehungsberatung sowie in der gezielten Verweisberatung zu spezialisiert arbeitenden Beratungsstellen für Obdachlose.

 

Im Rahmen der Jugendsozialarbeit bieten die Träger Hude e. V. und das Beratungszentrum der Stiftung Bodelschwingh in Winterhude Beratung für Jugendliche und junge Volljährige, die obdachlos  oder von Obdachlosigkeit bedroht sind, an. Der Träger Hude e.V. verfügt über eine eigene Gästewohnung mit zwei Plätzen sowie einen Notfallplatz auch für obdachlose Frauen. Beide Träger unterstützen die Hilfesuchenden bei der Wohnraumbeschaffung.

 

Im SAE-Projekt „Andere Umstände“ in Barmbek (SAE =Sozialraumorientierte Angebots-Entwicklung) finden obdachlose  junge Frauen im Alter von 16 bis 21/23 Jahren Beratung und Unterstützung. Das Projekt betreibt eine Gästewohnung mit zwei Plätzen und ist bei der Wohnraumbeschaffung für Mutter und Kind behilflich.

 

Zu 6:

Hierüber liegen dem Bezirksamt keine Erhebungen vor.

 

Zu 7:

Das Hilfsangebot ließe sich sicherlich noch weiter verbessern. Zu beachten ist jedoch, dass ein wesentliches Problem bei wohnungslosen Menschen die Bereitschaft ist, Hilfen anzunehmen, dies gilt besonders für psychiatrische Hilfen. Außerdem ist gerade bei wohnungslosen Menschen das Versorgungsproblem überbezirklich zu regeln, da sie sich häufig nicht einem einzelnen Bezirk zuordnen lassen.

 

 

 

Frommann

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